Beende die Geschichte | Gewinner des Wettbewerbs

Wir waren dieses Jahr überwältigt von der Qualität der Kurzgeschichten, die uns zugeschickt wurden, und es fiel uns schwer, einen Gewinner auszuwählen! Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Es hat uns wirklich Spaß gemacht, eure Geschichten und all die verschiedenen Interpretationen von Onyx zu lesen.

Wir freuen uns, den Gewinnerbeitrag „A Summer Storm, Without Rain“ von Dennis M. McNamara bekannt zu geben.

Sie blickte aus dem Fenster auf die Stadt unter ihr und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf das Glas, während sie darauf wartete, dass das Telefon klingelte. Selbst in der Dunkelheit war die Stadt wunderschön, funkelte und schimmerte zu ihren Füßen. Sie warf einen Blick nach hinten auf das Telefon, als ob es ihr signalisieren könnte, dass sie klingeln wollte. Wie typisch Charles, ein antikes Telefon zu haben, dachte sie und wandte sich wieder der Stadt zu. Von der 42. Straße heulte eine Sirene. War das ein Krankenwagen? Ich weiß nicht. Es klingt halb untröstlich und halb gelangweilt von der Routine, Menschen zu helfen. Sie atmete auf das Glas und Kondenswasser bildete sich vor ihr. Sie zeichnete mit der Fingerspitze ein Herz und unbewusst eine Zickzacklinie in der Mitte des Herzens.

Aus dem Flur kamen zwei Stimmen. Es war die Frau aus der gegenüberliegenden Wohnung. Sie war mit jemandem zusammen. Es klang, als würden sie über etwas streiten, aber dann trat unerwartetes Schweigen ein. Ich frage mich, ob sie sich küssen?, dachte sie. Sie hielt den Atem an, dann hörte sie einen gedämpften Knall. Er drückt sie gegen ihre Tür? Oder Wand? Noch ein Knall. Sie geriet in Panik, aber dann hörte sie ein unverkennbares Geräusch. Ein Geräusch, das nur durch eine Sache erklärt werden konnte.

Ein halbes Lächeln huschte über ihr Gesicht und verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war. Sie sah wieder auf das Telefon. „Ruf verdammt noch mal an, Charles, ruf an!“, sagte sie laut. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Schläfe. Ihr Mund öffnete sich, als sie die Frau in der gegenüberliegenden Wohnung aufschreien und ihre Wohnungstür zuknallen hörte. Eine scharfe und extrem laute Explosion hallte über Manhattan. Sie drehte sich um und sah gerade rechtzeitig nach draußen, um einen weiteren weißen Blitz zu sehen, der schwertartig über den Himmel zuckte. Ein Sommersturm, wie passend. Über den Hochhäusern wirbelte eine Herde dunkler Wolken auf und ab, die sich wie wilde Pferde aufbäumten. Die Lichter der Stadt unter ihnen, die vor wenigen Augenblicken noch so heiter waren, schienen jetzt voller nervöser Erwartung zu sein. Aus der ruhigen Häuslichkeit der Ebene gerissen, zogen diese Pferdewolken knorrig auf die Gassen und Straßen herab, verfolgt von mehreren Donnerschlägen, die hintereinander explodierten. Das Geräusch erinnerte sie daran, wie ihr Sohn Luke mit einem Cocktailspieß herumgerannt war, in seine Geburtstagsballons gestochen und hysterisch geschrien hatte. Sie erinnerte sich, wie Charles Luke schockiert und beinahe missbilligend ansah. Dieser Blick hatte ihr tief ins Herz gestochen.

Es war Peter, wie immer, der Luke beruhigte. Er hielt ihn so fest und doch so sanft. Nur der Vater kann den Sohn beruhigen, dachte sie. Doch bevor sie Peter kannte, hatte sie Charles gekannt und geliebt. Sie blickte wieder auf das Telefon, eine Träne lief aus dem Augenwinkel und blieb auf ihrer Wange stehen, als wäre sie unsicher, was sie tun oder wohin sie gehen sollte …

„Ein Sommersturm ohne Regen“, sagte sie leise zu sich selbst. Plötzlich wurde sie aus dem Sumpf ihrer Gedanken gerissen, als Charles‘ Telefon klingelte.